„Der weiß genau, was er gemacht hat“… so oder so ähnlich argumentieren viele Hundebesitzer, wenn ihr Hund etwas angestellt hat. Aber haben Hunde wirklich ein schlechtes Gewissen?
Es beginnt immer gleich, meistens im Welpen- oder Junghundealter. Ein Hund macht etwas kaputt, ist unsauber oder verrichtet Dinge, die in unseren Augen verboten sind. Folglich zeigt der Mensch eine ärgerliche Reaktion. Rasch lernt der Hund eine Demutshaltung einzunehmen um einer Bestrafung vorzubeugen. Hunde sind soziale Tiere. Ihr Sozialverhalten wird wesentlich durch Konfliktvermeidung bestimmt. Konfliktvermeidung in Form von Beschwichtigungssignalen ist bei Hunden genetisch fixiert. Ein schlechtes Gewissen zu haben, Schuldgefühle zu zeigen ist unsere eigene menschliche Interpretationsweise und hat nichts mit einem gezeigten Verhalten eines Hundes zu tun.
Hunde möchten uns milde stimmen, wenn wir anfangen zu schimpfen. Ein Beispiel: wir entdecken einen ausgeräumten Mülleimer, der Hund steht freundlich neben uns. Wir fangen an zu schimpfen und unsere Körpersprache wird dementsprechend bedrohlich. Nur auf diese Reaktion hin zeigt der Hund beschwichtigendes Verhalten. Das lässt sich nicht als schlechtes Gewissen oder als Schuldgefühl bezeichnen, es resultiert aus einem Angstgefühl.
Manche Hundebesitzer erzählen immer wieder, dass ihr Hund schon Schuldbewusstsein zeigt, obwohl sie noch gar nichts Verbotenes entdeckt haben. In gewisser Weise könnte man das als eine Art Schuldeingeständnis bezeichnen, aber der Hund hat letztendlich, nach einer gewissen Zeit, nur gelernt, dass sein vorheriges (vermeintlich verbotenes) Handeln eine unangenehme Reaktion bei seinem Besitzer auslöst. Und hier fragt sich der Hundebesitzer immer wieder: warum lässt der Hund das nicht sein, wenn er genau weiß, dass er dafür bestraft wird.
Kennt er denn ein Alternativverhalten?
- Wird der Hund artgerecht gehalten und ausgelastet?
- Hat man ihm adäquates Benehmen beigebracht?
- Hat der Besitzer vielleicht selbst Fehler gemacht, indem er z. B. nichts weggeräumt hat?
- Wurde mit dem Hund das Alleinbleiben geübt oder hat der Hund eine zu starke Bindung zu seinem Besitzer aufgebaut?
- Konnte der Hund sich nicht ausreichen bewegen und lösen?
- Ist der Hund viel zu lange eingesperrt gewesen?
- Wie konsequent arbeitet man mit dem Hund?
Wir als Hundebesitzer haben dafür Sorge zu tragen, dass ein Hund erst gar nicht in die Situation kommt etwas Verbotenes zu machen. Ein Hund kennt kein schlechtes Gewissen, er versucht lediglich nur eine angespannte Stimmung, die für ihn Bedrohung, Konflikt, Angst, Stress oder innere Unruhe bedeutet, zu entschärfen, indem er beschwichtigendes Verhalten zeigt.